Ja, wo sind Sie denn alle?
Der Fachkräftemangel ist in nahezu allen Branchen spürbar, doch besonders Augenoptik und Hörakustik sehen sich zunehmend mit dieser Herausforderung konfrontiert. Noch vor wenigen Jahren bewarben sich qualifizierte Fachkräfte aus Eigeninitiative bei Unternehmen, die aus einer Vielzahl von Kandidaten wählen konnten.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Heute hat sich das Blatt gewendet: Nicht mehr Arbeitgeber bestimmen die Regeln des Rekrutierungsprozesses, sondern die Arbeitnehmer. Dieser Paradigmenwechsel stellt Augenoptik- und Hörakustikbetriebe vor neue Herausforderungen, die nur mit einem Umdenken gemeistert werden können.
Ein Arbeitnehmermarkt: was bedeutet das?
Der Begriff „Arbeitnehmermarkt“ beschreibt eine Situation, in der die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften größer ist als das vorhandene Angebot. Diese Dynamik hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Unternehmen Talente gewinnen, binden und entwickeln. Während Arbeitgeber früher oft die „Höchstbietenden“ bei der Auswahl von Bewerbern waren, hat sich die „Machtposition“ auf die Arbeitnehmerseite verschoben.
Besonders in der Augenoptik und Hörakustik, wo die Zahl der Absolventen und Berufseinsteiger nicht ausreicht, um den steigenden Bedarf zu decken, ist dies spürbar. Unternehmen, die sich auf die neuen Spielregeln nicht einstellen, riskieren, unbesetzte Stellen zu haben – mit teils weitreichenden Konsequenzen für den Geschäftserfolg. Denn: Ohne qualifiziertes Personal wird es immer schwieriger, Kundenerwartungen zu erfüllen, Innovationen umzusetzen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die wahren Herausforderungen des Fachkräftemangels
Eine der größten Herausforderungen für Betriebe ist es, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen. Doch was bedeutet „attractiveness“ in der heutigen Zeit? Eine moderne Rekrutierungsstrategie muss deutlich über das traditionelle Stellenangebot hinausgehen. Fachkräfte suchen nicht nur nach einem guten Gehalt, sondern auch nach Work-Life-Balance, Weiterbildungsmöglichkeiten, einer positiven Unternehmenskultur und einem klaren Sinn in ihrer Arbeit.
Die Erwartungen an Arbeitgeber sind hoch: Flexibilität bei Arbeitszeiten, keine oder weniger Arbeit an Samstagen sowie familienfreundliche Strukturen sind für viele Bewerber keine Luxusgüter mehr, sondern Mindestanforderungen. In der Augenoptik- und Hörakustikbranche, die traditionell stark von der persönlichen Kundenbetreuung lebt, bedeutet dies einen Balanceakt zwischen Innovation und Praxisbezug.
Ein weiteres Problem ist die demografische Entwicklung. Immer mehr erfahrene Fachkräfte gehen in den Ruhestand, während die Zahl der Berufseinsteiger schrumpft. Dies bedeutet, dass Betriebe zunehmend um die immer knapper werdenden Talente konkurrieren müssen. Hinzu kommt, dass viele junge Menschen die Berufe der Augenoptik und Hörakustik gar nicht mehr auf dem Schirm haben. Die Branchen müssen also auch ihr Image modernisieren und die Attraktivität ihrer Berufe offensiv kommunizieren.
Neue Wege der Mitarbeitergewinnung
Die klassische Stellenanzeige allein reicht heute nicht mehr aus. Augenoptiker und Hörakustiker müssen aktiv auf potenzielle Mitarbeiter zugehen und gezielte Strategien entwickeln, um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Digitale Plattformen, Social-Media-Kanäle und Employer Branding sind dabei Schlüsselinstrumente.
Mit unserer neuen Dienstleistung eyejobs® und audiojobs® (mehr Infos dazu finden Sie in der Grafik) bringen wir Ihre Stellenanzeige in die Pole-Position. Doch das ist nur die halbe Miete. Unternehmen müssen sich auch fragen, wie sie sich langfristig von der Konkurrenz abheben können. Dazu gehört zum einen der aktive Wille, junge Menschen mit einer Ausbildung für den Job eines Augenoptikers oder eines Hörakustikers zu begeistern und natürlich auch das Anbieten von zusätzlichen Leistungen und Benefits (siehe Seite 7), um noch attraktiver zu werden für potenzielle Talente.
Ein weiteres wichtiges Instrument ist die Mitarbeit in ERFA-Gruppen und Netzwerken. Der Austausch mit anderen Betrieben kann helfen, erfolgreiche Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Zudem sollten Betriebe in die Weiterbildung ihrer bestehenden Mitarbeiter investieren, um interne Karrieremöglichkeiten zu schaffen und die Motivation hochzuhalten.
Mitarbeiterbindung: Eine unterschätzte Disziplin
Doch mindestens genauso wichtig wie die Gewinnung neuer Mitarbeiter ist die langfristige Bindung bestehender Fachkräfte. Denn die Fluktuation kann für Unternehmen nicht nur teuer werden, sondern auch das Teamklima belasten und Kundenbeziehungen gefährden. Regelmäßige Gespräche, individuelle Entwicklungspläne und echte Wertschätzung sind Schlüsselfaktoren, um Mitarbeiter langfristig zu halten.
Ein betriebliches Gesundheitsmanagement, gezielte Weiterbildungen und Anreize wie Erfolgsbeteiligungen oder Sonderurlaubstage können ebenfalls dazu beitragen, die Attraktivität eines Arbeitgebers zu steigern. Auch moderne Technologien, die den Arbeitsalltag erleichtern, werden zunehmend von Mitarbeitern geschätzt. Automatisierte Systeme zur Terminplanung oder innovative Werkzeuge in der Kundenberatung können dazu beitragen, dass sich Mitarbeiter auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können.
Der Inhaber spielt hierbei eine zentrale Rolle. Eine engagierte und wertschätzende Führungskultur ist entscheidend, um ein positives Arbeitsklima zu schaffen. Chefs müssen nicht nur als Vorgesetzte, sondern auch als Mentoren und Inspiratoren auftreten. Nur so gelingt es, eine langfristige Bindung aufzubauen und Mitarbeiter zu echten Botschaftern des Unternehmens zu machen.
Die Bedeutung des Themas Fachkräftegewinnung und -bindung darf nicht unterschätzt werden. Es handelt sich um eine echte „Chefsache“, die nicht delegiert oder auf die leichte Schulter genommen werden kann. Inhaber und Geschäftsführer müssen sich aktiv mit der Frage auseinandersetzen, wie sie ihr Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber positionieren. Das ist sicher nicht immer leicht, denn schließlich fordert Sie ja auch noch das Tagesgeschäft. Aber zu erkennen, dass das Thema nicht stiefmütterlich behandelt werden sollte, ist sicher der erste Schritt in die richtige Richtung!
Die richtige Strategie zu entwickeln und konsequent umzusetzen erfordert Zeit, Ressourcen und eine klare Prioritätensetzung. Wenn Sie sich als Inhaberin oder Inhaber dieser Verantwortung wirklich bewusst sind und vor allem auch mit gutem Beispiel vorangehen, wird dies nicht nur intern Wirkung zeigen, sondern auch nach außen ausstrahlen. Ein Fachgeschäft, in dem Mitarbeiter Wertschätzung und Entwicklungsperspektiven erfahren, wird von potenziellen Bewerbern deutlich positiver wahrgenommen.
Ein neuer Mindset ist gefragt
Für viele Inhaber von Augenoptik- und Hörakustikgeschäften bedeutet der Fachkräftemangel eine grundlegende Veränderung ihrer bisherigen Denkweise. Es reicht nicht mehr aus, einfach auf Bewerbungen zu warten. Stattdessen müssen Unternehmen aktiv werden, ihre Werte kommunizieren und attraktive Angebote schaffen. Die heutige Arbeitswelt ist ein Arbeitnehmermarkt, und wer hier bestehen will, muss bereit sein, neue Wege zu gehen.
Die gute Nachricht: Der Wandel birgt auch Chancen. Unternehmen, die die Zeichen der Zeit erkennen und sich proaktiv anpassen, können nicht nur Fachkräfte gewinnen, sondern auch langfristig als attraktive Arbeitgeber punkten. Die Frage „Wo sind Sie denn alle?“ wird so zur Einladung an die besten Talente, Teil eines modernen, zukunftsorientierten Teams zu werden. Mit der richtigen Strategie und einem klaren Fokus auf Mitarbeiterbindung und -gewinnung können Unternehmen nicht nur den Fachkräftemangel bewältigen, sondern auch ihre eigene Zukunft nachhaltig sichern.
Unterm Strich: Die Gewinnung und Bindung von Fachkräften ist heute Chefsache. In der Augenoptik- und Hörakustikbranche müssen Inhaber aktiv handeln, um Talente zu gewinnen und langfristig zu halten. Nur wer sich aktiv engagiert und strategisch handelt, kann sein Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber positionieren und langfristig erfolgreich bleiben.
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